Freitag, 1. 12. 06
Heute geht es weiter nach
Mauretanien. Ich verlasse Dakhla um 7 Uhr in der Früh
und mache mich auf den Weg zur 300km weiter südlich gelegenen Grenze.
Als ich den Marokkanischen
Grenzposten um 11 Uhr erreiche warten überraschend wenig
Leute auf die Abfertigung.
Ich hole mir meinen
Ausreisestempel und gehe anschließend zum Zoll um mein Motorrad auszuführen.
Alle Formalitäten laufen
freundlich und schnell ab.
Der Soldat am Schlagbaum
wünscht mir eine gute Reise und ich verlasse Marokko.
Schlagartig verwandelt sich
die gute Strasse in eine mies ausgefahrene Piste die durch ein Mienenfeld
führt.
Nach 8 Kilometern erscheint
plötzlich eine Ansammlung von heruntergekommenen Hütten, so wie sie
normalerweise von den Ziegenhirten bewohnt werden.
Ich habe den mauretanischen
Grenzposten erreicht.
Die Soldaten fragen mich
nach meinem Pass und überprüfen mein Visum.
Als ich meinen
Einreisestempel bekomme fragt mich einer der Männer ob ich vielleicht ein
kleines Geschenk für ihn habe.
Darauf hin gebe ich vor
nichts zu verstehen und er läst mich weiterfahren.
Der zweite Weg führt mich
zum Zoll um das Motorrad einzuführen.
Ich muss eine Ehrenerklärung
abgeben, in der ich mich verpflichte das Fahrzeug auch wieder auszuführen.
Eine Devisendeklaration wird
ebenfalls verlangt.
Nach etwa einer Stunde und
dem Abschließen der obligatorischen KFZ Versicherung kann ich nach Mauretanien
einreisen.
Nach dem modernen Marokko
tritt mir hier eine total unterschiedliche Welt entgegen.
Die Menschen leben entlang
der Strasse in einfachen Zelten und Blechhütten, die Autos fahren zum Teil ohne
Nummernschild.
Ich fahre hinein nach Noudhibou und die Atmosphäre ist nicht besonders angenehm.
Überall neben der Strasse
fressen sich die Ziegen durch den Abfall und die Leute sitzen daneben auf dem
Boden.
Die Herberge ist recht ok und ich nehme mir ein Zimmer für die Nacht.
Da es in Mauretanien keine
Geldautomaten gibt, wechsle ich meine restlichen Dirham am Campingplatz zu einem weit besseren Kurs als auf
der Bank.
Jeder hier möchte Devisen
haben, darum sind die Wechselkurse am Schwarzmarkt sehr gut.
Samstag, 2. Dezember 2006
Ich breche gleich in der
Früh auf um nach Nouakchott weiter zu fahren.
Ich habe fast 500 km durch
die Sahara vor mir. Seit etwas mehr als einem Jahr gibt es hier eine gute
Strasse und die Strecke ist locker in einem Tag zu bewältigen.
Ich tanke in Nouadhibou voll und fahre los. Laut Information der
Einheimischen gibt es nach 70 km noch eine Tankstelle und dann nichts mehr bis Nouakchott.
Diese Tankstelle hat aber keinen Benzin wie ich dort ankomme.
Ich frage den Besitzer ob
noch eine kommt und er sagt nach rund 90 Kilometern könnte ich Benzin kaufen.
So ist das dann zum Glück
auch, doch der Preis ist horrend. 2 Euro pro Liter in Mauretanien, und das aus
dem Plastikkanister!
Als ich bezahle will der
Tankwart dann natürlich noch ein Geschenk von mir. Hab ich mir doch fast
gedacht.
Heute sehe
endlich auch mal die wirklichen Bewohner der Wüste und eines stellt sich sogar
genau hinter mein Motorrad.
Nach einem heißen Tag in der
mauretanischen Wüste erreiche ich am späten Nachmittag dann Nouakchott.
Auf der Stadtautobahn bekomme ich noch einen gehörigen Schreck.
Genau vor mir stürmen einige
Männer über die Fahrbahn und klettern in größter Eile auf die Ladefläche eines
am Straßenrand geparktem LKW, dass sie mir fast ins Motorrad laufen scheint sie
nicht zu stören.
Solche Situationen sind
immer ungut, alles geht extrem schnell, man weiß nie was wirklich passiert und
kann sich auch kaum helfen, wenn es blöd kommt.
Durch Zufall finde ich eine
kleine Herberge mitten im Botschaftsviertel, die von
einer Französin betrieben wird.
Die Stimmung hier ist
ausgezeichnet, der ganze Garten ist voll mit Geländewagen und Zelten von
anderen Afrikafahrern. Ich schlage mein Zelt direkt am Dach der Herberge auf,
im Schutz der hohen Bäume und mit Ausblick auf die Stadt.
Wunderschön, es wird gekocht
und wir sitzen alle gemeinsam beim Abendessen und erzählen uns
Reisegeschichten.
Sonntag, 3. Dezember 06
Heute verbringe ich einen
gemütlichen Tag in der Stadt und schaue und höre mich ein wenig um.
Wenn man sieht, wie
verkommen teilweise die Viertel von Nouakchott sind
versucht man schon nach einem Grund dafür zu suchen.
Im allgemeinen
ist Mauretanien ein armes Land, zumindest im Vergleich zu Marokko. Auf der
anderen Seite ist das Land aber reich an Bodenschätzen und die Gewässer sind
durchwegs für den Fischfang geeignet.
Von Choum
aus fährt der längste Zug der Welt bis nach Noudibou
damit das Eisenerz aus den Minen der
Sahara in alle Welt verschifft werden kann.
Im Moment liegen im Hafen
von Noakchott 8 internationale Fischereiflotten, die
pro Stunde rund 20 Tonnen fangen und verwerten. Sehr wohl gegen ein
steuerliches Entgeld, nur mit kleinem Gewinn für das
Ursprungsland, wenn man bedenkt was bei uns ein Kilo Tunfisch kostet.
In Mauretanien boomt gerade
die Telekommunikation ernorm. Die Big Player in
dieser Branche erbauen sich in der Stadt richtige Paläste und es gibt kaum eine
Strasse in der man keinen Handy oder wie hier Satellitentelefonshop findet.
Kaum jemand auf der Strasse, der kein Handy hat, wenn auch zumeist ohne
Guthaben.
Montag, 4. Dezember 2006
In der Früh ist es angenehm
kühl und die Gegend rund um meine Herberge ist sehr einladend zum laufen.
Ich genieße es sehr wieder
einmal unbeschwert ein paar Runden durch die Nachbarschaft laufen zu können. So
selbstverständlich ist das hier nicht, denn es gibt überall streunende Hunde,
die einen gerne verfolgen oder auch beißen.
Heute besuche ich das lokale
UNICEF Büro von Nouakchott und spreche mit dem
zuständigen Sekretär von Unicef-Mauretanien
Morgen werde ich die
Gelegenheit haben ein Fieldoffice zu besuchen und mit
den Kindern in Kontakt zu kommen.
Mittwoch, 6. Dezember 2006
Heute gehe ich noch mal ins
Büro von UNICEF Mauretanien und stelle bei einer Tasse Tee meinen Bericht
fertig. So ist eben die herzliche
Gastfreundschaft hier, wer zu Gast ist, soll sich auch zu Hause fühlen.
Das Verabschieden von diesem
Platz fällt mir gar nicht leicht, aber nach so vielen neuen Erfahrungen die ich
hier machen durfte freu ich mich darauf meinen Bericht schnell ins Internet zu
stellen.
Am Abend hat einer der Gäste
in unserer Herberge Geburtstag. Wir musizieren gemeinsam und grillen den
größten Hummer den ich je gesehen habe.
Donnerstag, 7. 12. 2006
Eigentlich war es ja mein
Plan über den Senegal und Dakar nach Westafrika zu fahren.
Einerseits wegen der
lästigen und oft korrupten Formalitäten an der Grenze Mauretanien/Senegal und
anderseits, um noch etwas mehr von Mauretanien zu sehen als nur die Strecke an
der Küste, beschließe ich über die berühmte Route d´Espoir
(Strasse der Hoffnung) nach Mali zu reisen.
Diese Strecke führt über
1000km von Nouakchott bis an die Grenze zu Mali.
Direkt zwischen den südlichen Ausläufern der Sahara und dem Sahel. Die
Schwierigkeit diese Route zu bereisen liegt allerdings darin, dass die
Benzinversorgung nicht immer gegeben ist.
Es gibt zwar genug
Tankstellen, die werden aber sehr oft nur mit Diesel beliefert.
Für mich bedeutet das 70
Liter Treibstoff mitzuführen um sicher durchfahren zu können. Da ich solche
großen Mengen nicht am Motorrad
transportieren kann, habe ich großes Glück, dass sich andere Reisende aus
Frankreich dazu bereit erklären für mich 40 Liter Treibstoff in ihrem Wagen
mitzuführen. Sie haben den selben Weg vor sich wie
ich.
Doch vor der Abreise geht’s
noch auf den Markt von Nouakchott zum Kanister
kaufen.
Alleine schon ein Abenteuer!
Die Strasse der Hoffnung zieht sich anfangs durch eine wunderschöne
Dünenlandschaft um später in die Dornenbuschsavanne überzugehen, den Sahel.
Wir fahren heute rund 350 km
und verbringen die Nacht im Busch. Als wir unser Nachtlager aufgebaut haben
kommen auf einmal einige Männer aus der Nacht, die uns Tee und Kamelfleisch
anbieten.
Der Abend ist gerettet und
am Lagerfeuer entsteht ein wahres Festessen. Besser geht’s eigentlich nicht
mehr.
Freitag, 8. 12. 2006
Die ersten Sonnenstrahlen
wecken mich in meinem Zelt und ich klettere hinaus in die riesige Weite der
Steppe. Wir brechen unser Lager ab und fahren die Fahrzeuge zurück auf die
Strasse.
Als ich meine Reifen
kontrolliere trifft mich fast der Schlag. Sie sind komplett gespickt mit
sternförmigen Dornenkugeln! Abgeworfen von Dornenbüschen.
Wirklich unglaublich was
diese Reifen aushalten, die Stachel sind teilweise über einen Zentimeter lang
und stecken mitten im Gummi. Trotzdem verliere ich keine Luft und kann
unbeschadet weiterfahren.
Nach der kleinen Stadt Aleg führt die Strecke durch bizarre Felslandschaft in die
Berge.
Wunderschön zum
Motorradfahren, aber man ist auch hier nie alleine auf der Strasse.
Gegen Sonnenuntergang
verlassen wir die Strasse wieder und schlagen unsere Zelte mitten im Busch auf.
Es sind noch rund 200km an die Grenze und Morgen werden wir frisch ausgeruht
dort ankommen. Den Abend verbringen wir natürlich wieder am Lagerfeuer.
Samstag, 9. Dezember 2006
Heute geht’s über Ayoun in
Richtung Mali. Da meine Begleiter in Ayoun noch
Einkaufen und Essen gehen wollen, werde ich alleine über die Grenze fahren und
wir werden uns in Nioro wieder treffen.
Als ich ungefähr 80km vor
der Grenze anhalten um noch etwas zu rasten, kommt wie aus dem Nichts plötzlich
eine Nomadenfamilie auf mich zu und bietet mir an auf ihrem Teppich zu essen.
Dazu bekomme ich auch noch Kamelmilch serviert.
Genau diese Zufälle und
Begebenheiten sind es die Reisen durch ferne Länder so unglaublich interessant
machen. Mauretanien war wieder ein Beispiel dafür wie wichtig es ist sich mit
einem Land länger auseinander zu setzten. So unangenehm auch die ersten Tage in
den großen Städten waren, so herzlich bin ich hier von den Menschen im Sahel
empfangen worden. Gerade hier wo es so wenig gibt, sind die Menschen so
herzlich und gastfreundlich.
Der Grenzübertritt verläuft
heute recht lustig und eigentlich fast problemlos. Nur ziehen sich die
Formalitäten über eine Strecke von rund 50 Kilometern! Was zu kleineren Pannen
führen kann.
Nachdem ich in Marokko und
Mauretanien unzählige Militär und Polizeikontrollen passiert habe, stoppe ich
bei Checkpoints die offensichtlich unbesetzt sind nur kurz und fahre, wenn
keiner kommt, wieder weiter. Normal kein Problem.
Heute passiert mir das
dummerweise beim letzten Zoll Checkpoint. Weit und breit kein Mensch und ich
gebe Gas.
15 Kilometer weiter stoppt
mich dann die Polizei und will die Exportbescheinigung für mein Motorrad sehen.
Natürlich habe ich keine, weil ich ja den Checkpoint überfahren habe und ich
muss noch mal zurückfahren.
Als ich mit der
Bescheinigung wiederkomme, bittet mich einer der Polizisten zu sich in die
Unterkunft. Wir nehmen auf einem rostigen Feldbett platz und er fragt mich
erwartungsgemäß nach einem Geschenk.
Wieder gebe ich vor nichts
zu verstehen und sage lustig grinsend, Mauretanien ist gut. Er sagt darauf, Ja,
sehr gut. Darauf sage ich Mauretanien mit dem Motorrad ist sehr gut und Afrika
ist groß. Er sagt darauf, Motorrad ist gut und Afrika ist groß.
Nach dieser spannenden Unterhaltung
darf ich die Unterkunft ohne Geschenk verlassen und mache mich erleichtert auf
den Weg zum letzten Posten.
Als dieser schon in
Sichtweite ist, stoppt mich wieder die Polizei. Wie ich meinen Pass hervorholen
will, lacht der Beamte und fragt mich ob ich Motoröl mithabe und ob ich mich
mir Autos auskenne. Bei näherer Betrachtung der Situation erkenne ich, dass der
Polizeiwagen auf der Strasse hängen geblieben ist!
Ich klettere vom Motorrad
und schaue mir das Auto an. Keine Chance, da was zu machen.
Nach einem freundlichen
Händedruck fahre ich weiter und verlasse Mauretanien.
Nach einer kurzen Fahrt
durchs Niemandsland erreiche ich den Grenzposten von Mali.