Als letzten und südlichsten Punkt meiner Reise durch Europa möchte ich die Britische Kronkolonie Gibraltar besichtigen. Gibraltar war und ist eine Festung. Der Felsen der sich über eine Fläche von wenigen Quadratkilometern erstreckt und sich an seiner höchsten Stelle 425m über die Seestraße von Gibraltar erhebt, stellt noch immer eine wichtige strategische und wirtschaftliche Position dar.
Nahezu jedes Schiff, das die Meerenge zwischen Europa und Afrika passiert, die an ihrer engsten Stelle nur 13 Kilometer beträgt, wird im Hafen von Gibraltar betankt. In einem Jahr wird in der Kolonie mehr Schiffstreibstoff umgesetzt als beispielsweise in ganz Frankreich.
Seit 1704 ist Gibraltar von den Engländern besetzt und seit 1986 ist die Grenze über den Landweg wieder offen. General Franco hatte, als Spanien noch eine Militärregierung hatte, die Grenze schließen lassen und die Engländer konnten ihre Kronkolonie nur aus der Luft oder zu Wasser erreichen.
Im Felsen von Gibraltar erstreckt sich ein Tunnelsystem mit einer Länge von 55 Kilometern und ist damit länger als das dortige Straßennetz.
Im 18 Jahrhundert wurde mit dem Bau dieser Tunnel begonnen um die angreifenden und belagernden Spanier am Einmarsch zu hindern. Immer mit Erfolg.
Weiter ausgebaut wurden die unterirdischen Gänge dann im zweiten Weltkrieg.
Aus Angst vor der Besetzung des Felsens durch Deutsche Truppen (an der Grenze zu Spanien standen zwei Divisionen dazu bereit!) und dem Verlust der Kontrolle des Mittelmeereingangs errichteten die Engländer eine der stärksten Festungen der Kriegsgeschichte.
Über die Meerenge wurden Stahlnetze gespannt und die berühmte O`Hara Battery hatte ihre Geschütztürme seeseitig ausgerichtet. Jede Passage war unmöglich.
Als Schutz vor Luftangriffen waren in den Kavernen des Felsen während des Krieges mehr Fliegerabwehr Scheinwerfer positioniert als in der Stadt London!
Das Tunnelsystem wurde aber vor allem auch als wichtige Kommandozentrale verwendet.
General Eisenhower plante hier die Operation Torch. Die Besetzung Afrikas durch englische und amerikanische Truppen.
Seit 2005 ist es möglich Teile dieses riesigen Tunnelsystems mit Guide zu besichtigen. Das ist natürlich eine tolle Gelegenheit für mich mehr über diesen interessanten Platz zu erfahren.
Gänge mit Unterkünften. Hier waren bis zu 15000! Mann untergebracht.
Kreuzungen mit Wegweisern
Überreste der Wasserversorgung. Regenwasser wurde aufgefangen und gespeichert.
Nach der Besichtigung der Tunnel schaue ich mir auch die Stadt an.
In Gibraltar leben ca. 30.0000 Menschen die sich aus allen Nationalitäten der Erde zusammensetzen. Es gibt Kirchen und Tempel für insgesamt 16 verschiedene Religionen.
Das Besondere jedoch an diesem multikulturellem Gefüge ist, dass alle in Frieden miteinander auskommen. Rassismus und Kriminalität gibt es hier so gut wie nicht.
Wenn man die Leute nach dem Geheimnis dahinter fragt antworten sie, Kommunikation ist der Schlüssel dazu. Man versucht hier bei jedem Problem aufeinander zuzugehen und darüber zu reden um es aus der Welt zu schaffen. Das lernen schon die Kinder in der Schule.
Als Gibraltar zwischen 1779-1783 von Spanien über 4 Jahre belagert war, war es entscheidend lange Zeit auf engem Raum gut miteinander auszukommen, dabei hat sich diese Einstellung der Menschen entwickelt und ist zur Tradition geworden.
Vielleicht wäre Gibraltar ja deshalb ein Friedensmodell für den Rest von Europa und die ganze Welt.
Auf jeden Fall ist es ein Platz der einen Besuch lohnt. Auch wegen den lustigen Felsenaffen, die mitunter recht übermütig sein können.
So schön und interessant Europa nun war, so spannend wird es auf der nächsten Etappe.
Der Blick von Point Europe
Wenn ich mit dem Schiff nach Tanger in Marokko übersetze liegen die ersten Kilometer Afrikanischer Boden vor mir. Ich werde Rabat besuchen und mir dort die Visa für Mauretanien und Mali besorgen. Dann geht es über den hohen Atlas in die Sahara.
Ich werde immer weiter südlich fahren bis an die Grenze zu Mauretanien.
Mauretanien ist als „Saharaanrainerstaat“ ein echtes Wüstenland. Hier werden sicher Sandpassagen und große Hitze mir und dem Material einiges abverlangen.
Nach rund 3500km in Afrika habe ich hoffentlich Dakar erreicht. Das Tor zu Westafrika am Landweg.