Freitag, 13. April
2007
Heute
erfülle ich ein Versprechen und habe eine schöne und zugleich schmerzhafte
Aufgabe vor mir. 10 Kilometer hinter der Grenze hat sich vor zwei Jahren ein schrecklicher
Unfall ereignet. Ein wunderbarer Mensch starb hier im Alter von 12 Jahren viel
zu jung. Ich habe seiner Mutter in Windhoek
versprochen Blumen zu bringen und ein Gebet für ihn zu sprechen.
Thank you Rushan, only the lord can judge us and decide where the
road will lead us to. May god bless your way and your strenght
eternally!
Samstag, 14. April
2007
Es sind nur mehr knapp 400km bis nach Capetown
und ich beschließe über einen kleinen Umweg noch einmal auf die Pisten
einzuschwenken und die westlichen Karoomountains zu
durchfahren.
Ich bin
jetzt bereits am nordwestlichen Cape und die Landschaft ist wunderschön.
Teilweise
ist die unbefestigte Strecke sogar ziemlich ausgesetzt. Die Kurven sind nicht
zu unterschätzen und den ganzen Tag über sehe ich kein einziges anderes
Fahrzeug. Es ist wunderschön den Tag alleine in den Bergen zu verbringen,
abseits der starkbefahrenen Hauptverkehrsrouten.
Am Abend
komme ich in die kleine Stadt Clanwilliam. Hier gibt
es einen Stausee und direkt daran befindet sich ein Campingplatz.
Von hier
sind es noch 200km bis Kapstadt.
Sonntag, 15. April 2007
Als ich
heute Morgen aufstehe ist mein Ziel schon fast zum Greifen nah. Ich gehe es
gemütlich an und laufe gleich einmal um den Stausee. Nach einem guten Frühstück
setze ich mich dann auf die Maschine und steure auf dem Highway N 7 Capetown an. Je näher ich komme, desto unwirklicher
erscheint es mir wirklich mit dem Motorrad bis hierher gefahren zu sein.
Ich
erreiche die „Sexiest City on Earth“ am Nachmittag
und fahre vom Seapoint entlang der Waterfront. Da fahren Mädels in Hotpants und Tops auf ihren
Rollerblades neben Porsche Cabrios herum. Als klassischer Afrikafahrer auf
meiner staubigen BMW muss ich wohl ein recht ungewöhnliches Bild abgeben. Hier
pulst das mondäne Leben und alles erinnert eher an Monaco als an eine Stadt in
Afrika. The heat is on...
Ich bleibe
an der Küste und fahre über die wunderschöne Bergstrasse weiter in Richtung
Süden. Noch habe ich mein Ziel nicht erreicht, hinter den Bergen liegt das Cape
of Good Hope.
Vom Capman’s Drive sieht man seeseitig über die ganze Bucht und
der Tafelberg strahlt in der Abendsonne. Schöner hätte mich das Kap von Afrika
eigentlich nicht empfangen können.
Über
unwirklich guten Asphalt und eine fast surreale Kurvenstrecke fahre ich heute
noch bis in die kleine Stadt Simonstown. Von hier
sind es noch knapp 10 Kilometer bis Capepoint, dem
eigentlichen Ziel meiner Afrikadurchquerung. Heute ist meine letzte Nacht zum
Träumen, denn morgen werde ich zum Sonnenaufgang losfahren und so Gott will mir
meinen Traum erfüllen und mit meinem Motorrad das Kap der Guten Hoffnung
erreichen.
Montag, 16. April 07
Ich stehe
auf um 6 Uhr, frühstücke, starte mein Bike und fahre
los. Es sind noch 10 Kilometer bis zum Cape of Good Hope. Seit dem ich ein
kleiner Junge bin träume ich davon mit meinem Motorrad ans Kap zu fahren und
die Realisierung hat mich fast neun Jahre gekostet. Jetzt bin ich beinahe da,
die letzten Kurven liegen vor mir und wie automatisch bewege ich die Maschine
an die Südspitze des schwarzen Kontinents.
Ich kann
vor mir bereits den Leuchtturm von Capepoint
erkennen. Kurz darauf komme ich auch ans Ende der Strasse. Mein GPS zeigt 18989
gefahrene Kilometer an und ich bin seit fast einem halben Jahr unterwegs. Nun habe
ich es geschafft und das Kap der guten Hoffnung erreicht. Den südwestlichsten
Punkt Afrikas.
This moment
of my life is called happiness!
Für den
nächsten Monat wird Capetown zu meiner neuen Heimat
und von hier aus organisiere ich meinen Motorradtransport per Schiff nach
Argentinien. Von Kapstadt verkehrt eine Direktlinie nach Buenos Aires, die für
die Strecke knapp 2 Wochen braucht.
Mein
Motorrad wird zudem von BMW Süd Afrika generalüberholt und neu bereift. Nach
fast 20000 Kilometern durch die Länge Afrikas ist überraschend wenig zu machen,
im Prinzip reicht ein volles Service aus und meine Begleiterin ist bereit für
das nächste große Abenteuer, Süd Amerika. Auch die südafrikanische Presse wird
auf mein Projekt aufmerksam und der Cape Argus bringt ein Interview mit mir
sowie einen Bericht über meine Weltreise für UNICEF.
Das Kap von
Afrika stellt mit Capetown einen der schönsten Plätze
der Erde dar. Die landschaftlichen Schönheiten sind herrausagend
und der Blick vom Tafelberg über die Metropole zwischen den zwei Ozeanen macht
den Ort nicht umsonst zum schönsten Kap der Welt!
Das Klima
wird hier fast das ganze Jahr über als angenehm empfunden und funktioniert in der
Regel nach einem einfachen Prinzip.
Blick
über das Kap von Capepoint, von links bringt der
Atlantik feuchte Luft und Nebel aus Nordwest, rechts befindet sich der
nebelfreie und wärmere Indische Ocean.
Der
Nordwestwind ist ein sicheres Zeichen für Schlechtwetter und wechselt sich nach
ein bis zwei Tagen meist mit dem Südostwind ab, dem sogenannten
„Capedoctor“. Dieser bringt wiederum Wetterbesserung.
Für mich
ist die Stadt eigentlich die ultimative Destination. Wenn ich in der Früh
aufstehe kann ich mir aussuchen ob ich entlang der Küste von Seapoint über Bantrybay nach Campsbay laufen will, oder ob ich eine lange Runde machen
will und über den Signalhill bis hinauf auf den
Tafelberg renne.
Bantrybay
ist die teuerste Suburb Afrikas, hier besitzen David Beckham und Madonna ihre Villen am Meer und am daneben
liegenden Strand von Campsbay trifft sich der Jet Set
gerne zu einem Sundowner auf der Terrasse des Club Ignite. Die Küstenstrasse hier hat das Flair der Corniche an der Cote d’Azure und
alles ist „very up market“.
Die
Laufstrecke auf den Tafelberg hingegen ist eine Berglaufstrecke, die den
Vergleich mit unseren Alpen nicht zu scheuen braucht. Man beginnt zuerst
entlang der Trasse der Seilbahn und läuft schließlich durch eine steile
Schlucht bis auf das Plateau.
Über Stege
und durch eine wildromantische Moorlandschaft geht es zum Gipfel und wenn man
seine Knie schonen möchte, kann man nach einem guten Rooibostee
die Talfahrt auch mit der Gondel antreten.
Es vergeht
in Capetown selten ein Nachmittag an dem ich mich
nicht auf mein Motorrad setze und eine Runde drehe. Die Strecken sind beinahe
unwirklich schön. Wie zum Beispiel der bekannte Chapman’s
Drive, auf dem man über eine schmale Bergstrasse direkt neben dem Meer in den
Sonnenuntergang fahren kann.
Unbedingt
gesehen haben muss man natürlich auch Robben Island. 12km vor der Stadt liegt
diese kleine Insel auf der Nelson Mandela 18 Jahre lang inhaftiert war.
Auf Robben
Island wurde bis 1996! ein Hochsicherheitsgefängnis betrieben in dem fast
ausschließlich politische Häftlinge gefangen waren. Die Haftbedingungen waren
zutiefst menschenunwürdig und eine Inhaftierung auf Robben Island hatte
vorrangig den Sinn den Willen der Gefangenen zu brechen. Eine Flucht war
aufgrund der starken Strömungen um die Insel unmöglich und hätte einer der
Häftlinge trotzdem versucht die 11km bis zum Festland zu durchschwimmen, so
wäre er mit Sicherheit den Haien zum Opfer gefallen.
Der Blick
von Robben Island zum Tafelberg.
Viele
verließen die Insel nie wieder lebend. Nun ist das Gefängnis ein Museum und man
kann es im Rahmen einer geführten Tour besuchen.
In diesem
Innenhof hatten die Gefangenen jeden Tag eine Stunde Ausgang.
Wer auf
Robben Island inhaftiert war wurde in Sektionen eingeteilt. Von der Regierung
als besonders gefährlich eingestufte Häftlinge durften ihre Zellen fast nie
verlassen und ihnen war der Kontakt zu anderen Insassen generell verboten. Das
Leben spielte sich für sie dann in einer Zelle ab mit einer Größe von 2 mal 3
Metern. Sehr oft auf Lebenszeit und ohne jede Hoffnung, denn selbst wenn jemand
einen Weg fand die grausamen Haftbedingungen einige Jahrzehnte zu überleben,
das Gesetzt verbot die Begnadigung von politisch Inhaftierten.
Untertags
mussten die Gefangenen ihre Arbeit im Steinbruch verrichten. Hier stand ihnen
eine kleine Höhle zur Verfügung, in der sie eine kurze Pause verbringen
durften. Davor standen die Wächter und keiner durfte während der Arbeitspause
das Loch verlassen. Nelson Mandela und seine Gleichgesinnten nützten diese kurzen Pause in der Höhle für den politischen
Unterricht ihrer Mitgefangenen und in eben dieser Höhle wurde faktisch die erste
demokratische Regierung Südafrikas gegründet!
Im Alter
von 54 Jahren wurde Nelson Mandela 1990 aus seiner Haft entlassen und wurde
1994 Präsident von Süd Afrika. Als er sein Amt übernahm, schaffte er die über 46
Jahre andauernde Apartheid, also die Trennung zwischen Schwarz und Weiß
endgültig ab und mahnte dazu das menschliche Leiden während dieser dunklen Zeit
nie zu vergessen, aber zu verzeihen und aus der Erfahrung eine neue
Gesellschaft zu schaffen, auf welche alle Menschen stolz sein können. Damit
schuf er die Grundlage des heutigen Südafrikas mit einem friedlichen und
gleichberechtigten Zusammenleben der Menschen aller Hautfarben. Für seine
außergewöhnlichen Leistungen bekam Nelson Mandela außerdem bereits 1993 den
Friedensnobelpreis verliehen.
Abschied von Capetown
Neben den
angenehmen Dingen des Reiselebens, wie etwa an meinem Buch zu schreiben oder
meine wöchentlichen Laufkilometer wieder auf heimische Maßstäbe zu bringen,
werde ich in den nächsten Wochen auch mein Motorrad für den Seetransport
reisefertig machen.
Dieser
Prozess ist nicht unbedingt der einfachste, um ein Motorrad in einen Container
auf ein Frachtschiff zu verladen müssen einige Sicherheitsregeln befolgt
werden.
Hierzu muss
einmal der Benzintank geleert und die Batterie ausgebaut werden. Wichtig ist
zudem, dass sich das für den Transport fertige Motorrad in einer Box befindet, einem
sogenanntem Crate.
Diese Box
muss rundum geschlossen sein und genug Stabilität aufweisen um mit einem
Gabelstapler bewegt zu werden. Dafür ist eine stabile und genau ausgemessene
Grundplatte mit vorgegebenen Rillen für die Reifen in der Regel unumgänglich.
So eine Box
selber anzufertigen ist mit viel Mühe und hohen Materialkosten verbunden.
BMW Süd
Afrika ist so freundlich mir eines von ihren originalen Crates
zu Verfügung zu stellen und die Arbeit kann beginnen.
Zunächst
wird das Vorderrad abmontiert und die Maschine an der Gabel und am Hinterrad in
die vorgegebenen Aufnahmen gestellt.
Nun werden
Gabel und Federbein eingefedert und dann die Maschine mit Spannern an die
Grundplatte geschnallt.
Danach
werden die Boxen wieder am Motorrad montiert, die Maschine mit Plastikfolie
überzogen und die Seitenwände der Box hochgezogen.
Zum
Abschluss erhält das hübsche Paket noch einen Deckel sowie ein Schild mit
Adresse. Damit kann die Seereise
beginnen.
In meinem
Fall habe ich Pech und das direkte Boot von Cape Town nach Buenos Aires wird
wegen zu wenig Fracht gestrichen. Mit solchen Änderungen ist im internationalen
Schiffsverkehr leider immer zu rechnen und die einzige Alternative ist nun die
Maschine von Durban nach Argentinien zu
transportieren. Preislich stellte diese Änderung für mich keinen Unterschied
dar, einzig der Transport des Motorrades nach Durban
ist zeitaufwendig. Hierfür muss der Shipper einen
Lastwagen organisieren da die Stadt rund 1500km weiter nördlich an der Ostküste
liegt. Ebenso dauert die eigentliche Überfahrt nun länger da das Schiff erst
das Kap der guten Hoffnung umfahren muss um dann über den Atlantik nach
Argentinien zu gelangen.
Für mich
bedeutet das, dass ich noch bis am 4. July in Cape Town bleibe. Dann fliege ich nach Buenos Aires und werde in den darauffolgenden
Tagen damit beschäftigt sein dort meine Maschine durch die Zollformalitäten zu
bringen.
Buenos
Aires Seaport ist ein riesiger Hafen und die
persönliche Abwicklung der Formalitäten könnte ein Abenteuer werden, welches
möglicherweise den Vergleich mit so manchem Zentralafrikanischem Visa Krimi
nicht zu scheuen braucht. Hoffen wir das Beste!
Ich bin nun
seit 8 Monaten auf Afrikanischem Boden und irgendwie ist der Kontinent so was
wie eine zweite Heimat geworden. Besonders Südafrika und Namibia sind Plätze zu
denen ich sicher wieder zurückkehren werde.
Viele
Erinnerungen der letzten Monate werden für immer erhalten bleiben und viele
Freunde für immer in meinem Herzen.
Der riesige
schwarzen Kontinent hat mir gezeigt wie viele der
Dinge, die für uns in Europa selbstverständlich sind, eigentlich überhaupt
nicht selbstverständlich sind und ebenso, wie freundlich und hilfsbereit
Menschen sein können auch wenn sie fast gar nichts besitzen.
Meine Reise
geht nun weiter in Buenos Aires, der nächste Kontinent der vor mir liegt ist
Süd Amerika. Ich werde Argentinien durchfahren und von dort weiter nach
Brasilien reisen. Über den Trans Amazonas Highway werde ich hoffentlich den
größten Regenwald der Welt von Brasilien nach Venezuela durchqueren können und
schließlich die Küsten der Karibik erreichen.
Von dort geht es über den Landweg nach Kolumbien und dann mit dem Schiff
weiter nach Panama, dem Tor zu Nord Amerika.
Der Abschied von Cape Town