Mittwoch, 31. Januar 07

 

Die kleine Grenzstadt Ekok scheint im Licht der Morgensonne beinahe noch etwas trostloser als im Staub und Rauch der Nacht. Überall stehen zurückgelassene Autowracks und dazwischen klingen die Rufe der Geldwechsler, die ihr großes Geschäft bei jedem weißen Mann vermuten.

Heute steht eine der anspruchsvollsten und angeblich schwierigsten Pisten Afrikas auf dem Programm. Es geht von Ekok nach Mamfe und dann weiter nach Bamenda. Diese Strecke hat eine Länge von rund 200 Kilometern und führt durch den Regenwald. Sie stellt die einzige Verbindung zwischen Nigeria und Kamerun im Süden dar.

 

 

 

Teilweise erinnert die Piste, mit ihren metertiefen Löchern und Spurrillen, schlicht und einfach an eine Baugrube. Die Götter müssen mir mehr als nur gnädig sein, dass die Regenzeit noch auf sich warten läst. Bei einem richtigen Tropenregen hört sich nämlich bei solchen Passagen der Spaß auf. Da gibt es für ein Motorrad kaum mehr ein Fortkommen.

In diesem Teil von Kamerun leben die Menschen nach vor in einsamen Buschdörfern und ernähren sich zum Großteil von dem was ihnen der Urwald bietet.

 

 

 

 

 

Fahrende Händler stellen die Verbindung zwischen den einzelnen Dörfern dar und ihre Autos erinnern mich irgendwie an eine frühe Episode von Starwars.

 

 

 

Gegen Abend und nach 10 Stunden harter Arbeit ist dieser Abschnitt dann endlich bewältigt.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die Stadt Bamenda. So sieht man dann aus, wenn man den ganzen Tag nichts anderes tut als im Dschungel Motorrad zu fahren.

 

 

 

 

Donnerstag, 1. Februar 2007

 

 

In Bamend geht es sogleich zur Versicherung. Die Card Brune, welche für die westafrikanischen Länder gegolten hat, gilt in Zentralafrika nicht mehr und wir müssen eine neue Kfz Versicherung abschließen. Diese gilt bis einschließlich Kongo. Somit sind wir also wieder legal unterwegs und können weiterfahren.

Die Strasse führt heute durch wunderschön bewaldetes Bergland. Durch die Höhe spürt man die Nähe zum Äquator kaum und die Fahrt ist irrsinnig schön.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 2. Februar 07

 

 

Nach einer kühlen Nacht in den Bergen brechen wir auf im Schein der schon recht warmen Morgensonne. Die Fahrt geht heute über die Ausläufer der zentralen Gebirgskette bis zur Hafenstadt Duala. Je näher wir dem Meer kommen, desto schwüler und feuchter wird auch das Klima. 

Gegen Nachmittag fahren wir dann in das kleine Fischerdorf Limbe. Dieser Ort liegt in einer wunderschönen und einsamen Bucht.

Die Einheimischen treiben ihr Vieh durch die Strassen und die Schwüle drückt einem bei jeder Fahrtpause den Schweiß heraus.

Wir finden ein kleines Hotel am Meer und werden hier einige Tage verbringen. Am Abend treffen wir andere Reisende und auch eine Kolumbianerin, die wie ich für UNICEF tätig ist. Wir sprechen, wie so oft wenn man in Afrika zusammen sitzt, über Entwicklungshilfe und das Missmanagement der Afrikanischen Staaten.

 

 

 

 

Samstag, 3. Februar 2007

 

 

Heute geht es zuerst einmal auf die Laufstrecke. Durch wunderschöne Buschpfade laufe ich heute fast zwei Stunden durch die Hitze. Sehr zum Vergnügen der Kinder, die mich wie überall, ein Stück begleiten.

 

 

Später steht heute noch etwas Arbeit an der Maschine an. Ich führe einige routinemäßige Wartungsarbeiten durch und muss erfreut bemerken, dass die Klingelgeräusche in meinem rechten Zylinder nun verschwunden sind. Offenbar ist hier der Sprit besser und die Maschine läuft wieder normal. Durch den schlechten und vermischten Benzin in Nigeria, hatte ich teilweise schon Sorge knapp an einem Motorschaden zu sein.

Am Abend geht es in ein tolles Fischrestaurant welches direkt am Strand von Limbe steht.

Für rund 4 Euro gibt es einen ganzen Baracuda und der schmeckt mehr als nur gut!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 4. Februar 2007 bis Dienstag, 6. Februar 2007

 

Only three words.   The big Chillout!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 7. Februar 2007

 

 

Heute geht es weiter nach Yaounde, in die Hauptstadt Kameruns. Als wir in der Früh losfahren bemerke ich, dass meine Augenentzündung scheinbar wieder zurückgekehrt ist.

Die Sache entwickelt sich scheinbar zu einem ernsthaften Problem. Im Laufe des Nachmittags muss ich feststellen, dass mein rechtes Auge im Vergleich zum Linken um rund 30 bis 40 % ! weniger Sehleistung hat!

Gegen Abend kann  ich mit dem rechten Auge nicht einmal mehr normal lesen. Ich nehme an, dass es sich um eine Viren oder Bakterieninfektion handelt und werde morgen das Spital aufsuchen. Ich muss sagen, wenn sich die eigene Sehleistung plötzlich so verschlechtert ist das kein angenehmes Erlebnis. Besonders nicht auf einer Motorradreise mitten in Afrika.

Den Abend verbringen wir heute in der Presbitarien Mission von Yaounde in einem wunderschönem alten Haus.

Mit all den Ziegeln und dem Holz erinnert es mich sehr stark an mein Haus in Österreich.

 

 

 

 

Donnerstag, 8. Februar 2007

 

 

Heute morgen geht es gleich in Krankenhaus von Yaounde. Ich werde den dortigen Augenarzt aufsuchen und mein Auge untersuchen lassen. Meine Sehleistung hat sich bis jetzt nicht gebessert und ich hoffe, die Erkrankung ist mit Antibiotika in den Griff zu bekommen.

Ein Krankenhaus in Kamerun ist natürlich etwas anders als ein Krankenhaus in Europa.

Da es kein Gesundheitssystem gibt, muss man gleich am Eingang eine Konsultationsgebühr bezahlen. Das macht umgerechnet 5 Euro. Danach wird man zur Patientenaufnahme vorgelassen und berichtet von seinen Erkrankungen.

Zusätzlich wird noch ein Personenblatt ausgefüllt, welches Angaben über die Person enthält. Als mich die Krankenschwester nach meinem Heimatdorf fragt und ich darauf Vienna/Austria sage, fragt sie mich allen Ernstes nach meiner Stammeszugehörigkeit.

Ich entgegne darauf, dass es in Österreich keine Stämme wie in Kamerun gibt und sie ist einigermaßen erstaunt.

In der Praxis des Augenarztes muss ich zuerst einmal einen Sehtest machen. Mit meinem entzündeten rechten Auge scheitere ich schon bei den größeren Buchstaben kläglich. Die anderen Patienten lachen und versuchen mir mit Zeichen einzusagen.

Wenig später komme ich zum Doktor. Der durchleuchtet meine Augen mit einem Gerät, dass seinen Ursprung wohl in den 60er Jahren haben muss und stellt fest, dass mein Auge entzündet ist. 

Ich frage nach dem Ausmaß der Entzündung und ob sich die Netzhaut abgelöst hat. Darauf antwortet er, die Entzündung ist deutlich erkennbar und ich soll mit einer Antibiotika Therapie beginnen.

Das hätte ich selber auch gesagt, ich hoffe nur, dass keine Netzhautablösung im Gange ist, die meine Sehleistung weiter verschlechtert.

Morgen werde ich zur Kontrolle wiederkommen, hoffentlich ist bis dahin zumindest die Entzündung besser.

Später fahren wir heute noch auf die Botschaft von der Demokratische Republik Kongo, dem ehemaligen Zaire.

Wir werden den Kongo auf dem Weg nach Angola durchqueren und das Visum kostet unglaubliche 90 Euro!!

Den Rest des Tages verbringe ich mit der Anwendung von Augentropfen und mache zur Ablenkung ein paar Fotos von Yaounde. Dabei werde ich vom lokalen Pfarrer erwischt und der meint sogleich ich sei ein Spion. Er droht mir damit die Gendarmen zu verständigen, den eines der Gebäude im Hintergrund soll angeblich den Regierungssitz darstellen.

Als ich ihm aber von meinen redlichen Absichten erzähle und ihm versichere, dass ich auf meiner Afrikadurchquerung auch nicht vom Pfad des Gerechten abweiche lässt er sich noch einmal umstimmen. Zusätzlich zitiere ich auf englisch fehlerfrei Ezechiel 25/17 aus dem alten Testament, den betreffenden Vers vom „path of the rightous man“. Auch bekannt aus Pulp Fiction.

 

 

 

Freitag, 9. Februar 2007

 

 

In der Früh geht es gleich wieder in die Klinik. Für heute habe ich bereits einen Privattermin beim Doktor zur Kontrolle und zum Glück hat sich meine Entzündung verbessert. Die Sehleistung ist zwar immer noch nicht ganz da, die Antibiotika Tropfen haben aber ihre Wirkung getan. Zum Motorradfahren reicht die Sicht auf jeden Fall und die Reise geht weiter.

 

Die Strassen im Süden von Kamerun sind die besten Asphaltstrassen, die ich seit Spanien gesehen habe. 

 

Nach wenigen Kilometern vergisst man fast völlig, dass man eigentlich in Afrika ist und einzig der Grenzposten zu Gabon stoppt unsere flotte Fahrt. Die Ausreise aus Kamerun sowie die Einreise nach Gabon verlaufen absolut unproblematisch und freundlich. Hier im Süden kann man sich gar nicht vorstellen, wie katastrophal die Pisten im Grenzgebiet zu Nigeria sein können.